Mlada Boleslav liegt im nördlichsten Teil von Zentralböhmen.
Der Name Mlada Boleslav (später Boleslav) stammt vom christlichen Fürsten Boleslav II. Vor 1000 Jahren gründete Boleslav II. ein Schloss an der Stelle, wo eine Schlacht zwischen Christen und Heiden stattgefunden hat. Fürst Boleslav gewann die Schlacht und als Zeichen der Dankbarkeit für den Sieg baute er 983 das Schloss.
Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt datiert aus dem Jahre 1052 als sie von Fürst Bretislav I. dem neugegründeten Kloster Stara Boleslav geschenkt wurde. In den frühen Jahren des 14. Jahrhunderts kamen Schloss und Stadt in den Besitz der Herren von Michalovice, die einen Großteil zu einem Hügel nördlich eines Schlosses genannte „Hrobi“ verlegten. Die Stadt wurde schnell zu einem wirtschaftlichen und politischen Zentrum des Pojizeri-Gebietes. Die Herren von Michalovice besaßen Mlada Boleslav bis 1468, als die mächtige Familie mit dem Tod von Jindrich von Michalovice ausstarb.
Danach wurde die Stadt Besitz der Tovacover Familie von Cimburg, und, nach deren Auslöschung ging sie in den Besitz der Familie Krajir von Krajek über. Unter der Herrschaft dieser Herren wurde Mlada Boleslav zu einem der bedeutendsten Zentren der
Kirche der Böhmischen Brüder und deren Bischöfe Lukas Prazsky und Jan Augusta. Damals florierte auch das Handwerk in der Stadt. Ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des ganzen Landes war die Gründung einer Druckerwerkstatt durch Lukas Prazsky, der Bischof der Böhmischen Brüder war. Hier wurden kostbare Bücher von unschätzbarem Wert gedruckt, so das Buch des Lobes (kniha chvaly) und ein Gradual. Nach der Schlacht auf dem Weißen Berg 1620 litt die Stadt unter den negativen Einflüssen der Gegenreformation, unter Pest, Militärdurchzug und wiederholten verheerenden Feuersbrünsten, bis ins späte 19. Jahrhundert. Im Jahre 1648 wurde das Schloss teilweise zerstört und erst 100 Jahre später wieder aufgebaut. Die Stadt begann erst im 19. Jahrhundert wieder aufzublühen. Wichtige Impulse für das Wiederbeleben war der Bau einer Straße im Jahre 1825, der Bau der Eisenbahn 1864 und insbesondere die
Fabrik Laurin und Klement in den späten 90. Jahren des 19. Jahrhunderts. Aus Mlada Boleslav stammen auch etliche einflussreiche Persönlichkeiten der tschechischen Kultur und Geschichte. Das örtliche Gymnasium wurde von vielen bemerkenswerten Männer, so z.B. von Vaclav Jaromir Picek aus Svijany besucht, der Autor vielen Volksweisen ist, die man zum nationalen Folkloreerbe zählt. Weitere sind der Dramatiker Frantisek Venceslav Jerabek, der Schriftsteller Jiri Mahen, die Historiker Jaroslav Goll, J. V. Simak und Josef Pekar und der Archeologe Josef Pice.
Seit etlichen Jahrzehnten bereits ist Mlada Boleslav das Zentrum tschechischer Automobilfertigung. Der erste Schritt dazu wurde bereits unter Kaiser Franz Josef I. getan, als 1895 der Mechaniker Vaclav Laurin und der Buchhändler Vaclav Klement im Hause „Bei Hejtmanek“ – später bekannt auch unter dem Spitznamen „ Zu den sieben Dieben“ - eine Fahrradreparaturwerkstatt einrichteten. Laurin und Klement waren gleichberechtigte Partner in dem Geschäft und somit Eigentümer der Fabrik Laurin & Klement, die 1898 ihr erstes Fahrrad produzierte und 1899 den Markt mit einer weltweiten Kuriosität belieferte, einem Fahrrad mit elektrischer Zündung. Das erste tschechische Automobil verließ das Werk 1905 unter dem Namen LK. Sieben Jahre später wurde hier der erste tschechische Traktor produziert und vor dem ersten Weltkrieg der erste Flugzeugmotor. 1925 wurde Laurin & Klement dem mächtigen
Skoda-Konzern einverleibt und wurde zu einer der führenden Automobilproduzenten Europas.
Sollten Sie in Mlada Boleslav das industrielle und touristische Zentrum besuchen, vergessen Sie nicht auf die Wahrzeichen der Stadt. Wir empfehlen den
Besuch des Schlosses von Mlada Boleslav, des alten Marktplatzes (staromestske namesti), der von Häusern umgeben ist, die auf den Überresten ehemaliger gotisch beeinflusster Bogengänge und Kreuzgewölbe aus dem 14. Jahrhundert errichtet wurden. Die bemerkenswertesten Gebäude auf dem Marktplatz sind das alte Rathaus, das im 16. Jahrhundert entstand, das Erzdekanatsamt und das Bezirksmuseum. Liebhaber altgotischer Bauweise sollten den Besuch der Erzdekanatskirche Mariä Himmelfahrt nicht versäumen, die ebenfalls am Marktplatz zu finden ist. Auch ein Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert, die Kirche St. Havel, die Kirche der St. Bonaventura von Karmel, die Kongregation der Böhmischen Brüder, das barocke Gebäude des Erzdekanatsamtes, der jüdische Friedhof (dessen ältester Teil aus dem 15. Jahrhundert stammt), das
städtische Theater im Jugendstil von dem Wiener Architekten F. Fellner und M. Helmer, entworfen, sind einen Besuch wert. Die Vorderfront des Theater schmücken zwei Skulpturengruppen „Das nationale Erwachen“ und Der Sieg der Kunst“. Die tragischen Masken – Sinnbilder des Theaters – stammen von den Bildhauern J. Vorel und J. Capek. Nördlich von Mlada Boleslav liegt das nationale Reservat Radouc. Es bedeckt eine Fläche von 1,5 Hektar und bietet vielen seltenen Tieren und Pflanzen Schutz.