Becov
Becov nad Teplou liegt in einer lieblichen Landschaft im Tal des Flüsschens Tepla zwischen Karlovy Vary und Marianske Lazne, direkt im Herzen des Naturschutzgebietes Slavkovsky les. Die Umgebung von Becov gehört zu den schönsten in der Region Karlovy Vary. Man findet hier außer einer faszinierenden Landschaft auch reine Luft und die heilende Stille tiefer Wälder.
Das Entstehen von Becov ist eng verbunden mit einer bedeutenden Handelsstraße von Böhmen nach Deutschland, die von Zlutice nach Cheb führte. Auf einer Felsklippe oberhalb des Flusses wurde im 13.Jahrhundert eine feste Burg mit Wach- und Zollfunktion gebaut, die der Straße zum Schutz dienen sollte. Im Jahre 1387 wurde den Bors von Ryzmburk von König Wenzel das Recht erteilt, in Becov und Drazov Zollgebühren zu erheben. Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der Region zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert war die Förderung von Erz im Zentralgebiet des Slavkovsky les (Gold, Silber und Zinn). Besonders die Zinnförderung war von europäischer Bedeutung und brachte der Region eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Bei der Ausbeutung der Erzvorkommen spielten die Adelsfamilien Ryzmburg von Osek und Pluh von Rabstein eine Schlüsselrolle. Die Zinnförderung erreichte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ihren Höhepunkt, flaute dann langsam ab, um im Dreißigjährigen Krieg völlig zu erliegen.
Die Suche nach neuen Einkommensquellen führte zu einem Boom des Handwerks und der Zünfte. Auch in Becov kamen viele neue Handwerkszweige auf (Zinngießereien, Schleifereien, Färbereien, Putzmachereien usw.). Eine Besonderheit des kulturellen Lebens der Region Becov nach 1650 war die Entwicklung einer Volkmusiktradition. Viele Gemeinden wurden durch ihre begabten Musiker bekannt (Becov, Javorna, Drazov, Chodov, Nova Ves).
Zur Zeit des Barocks, d.h. im 17. und 18.Jahrhundert, veränderte sich das Erscheinungsbild von Becov und Umgebung beträchtlich. Viele Gebäude wurden im barocken Stil umgebaut. Nur an den Grundrissen und dem Kern der Häuser konnte man noch gotische oder Renaissance-Elemente entdecken. Solche Umbauten betrafen auch Schloss Becov und die St. Georgskirche. Neue barocke Kirchen und Kapellen entstanden, so in Javorna, Nova Ves, Drazov und Dolni Hluboka.
Das 19. Jahrhundert brachte den Ausbau von Straße und Eisenbahn nach Becov. Auch Postdienste wurden ausgebaut. Auch noch im 18. und 19. Jahrhundert prosperierte das traditionelle Handwerk (Zinngießen, Knöpfemachen, Lederfertigung und Hopfenhandel). Die meisten Menschen im Lande lebten von Viehzucht (besonders von Schafen) und Landwirtschaft. Eine kleine Fertigungsstätte im benachbarten Chodov stellte Schwefelsäure her (Vitriolka). Um 1800 herum tauchten die ersten kleinen Fabriken auf. Die erste böhmische Porzellanfabrik entstand 1792 im benachbarten Horni Slavkov. Versuchsweise hatte man mit der Fertigung von Porzellan jedoch bereits 1789, also drei Jahre davor, im nahegelegenen Dorf Haje begonnen. Die ausgedehnten Wälder um Becov boten zahlreiche Arbeitsmöglichkeiten, die schon seit dem Mittelalter ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region waren. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die örtliche Musiktradition durch das Werk des Lehrers Karl Veit bereichert. In Becov entstand 1887 eine namhafte Musikschule. Schüler aus ganz Nordwestböhmen kamen hierher zum Musikstudium. Das 20. Jahrhundert brachte eine weitere Verbesserung des Post- und Transportwesens. 1901 wurde eine Eisenbahnlinie von Krasny Jez nach Loket fertiggestellt. Auch entlegenere Dörfer konnten jetzt an das Landesnetz angeschlossen werden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden von Besuchern und Naturhistorikern auch die Schönheit von Natur und Landschaft der Berge des Slavkovsky les wiederentdeckt. Der erste Weltkrieg zog den Niedergang der Wirtschaft und viel Leid und Armut nach sich. Zehn Kriegerdenkmäler entstanden in den Jahren 1914 bis 1918 und gedachten der vielen Kriegstoten. Nach dem Krieg gingen die letzten Reste der besonderen Folklorekultur der Region unter. Auch die typischen, halb hölzernen, halb steinernen Häuser verschwanden und machten uniformen Gebäuden Platz, die städtischen Stil vortäuschen sollten.
Das Ende des zweiten Weltkriegs hatte weitreichende Folgen für die ganze Region und seine Einwohner. Die Deutschen wurden ausgesiedelt und Becov und Umgebung wurde von Tschechen aus dem Landesinneren besiedelt. Entlegenere Gegenden konnten nur wenige Menschen für sich begeistern, da die Verbindungen und die Versorgung mangelhaft waren. Auch gab es nur selten Arbeitsmöglichkeiten. Viele Dörfer wurden nach dem Weggang der Deutschen völlig verlassen.
Die Uranerzförderung in der Nähe von Horni Slavkov (Krasno, Lezice, Krasny Jez) bracht 1950 neues Leben in die Region. Friedvolle Zeiten begannen in den Bergen des Slavkovsky les jedoch erst nach Schließung der Urangruben (etwa 1960). Danach gerieten Forst- und Landwirtschaft wieder mehr ins Blickfeld. Die Schönheit der Landschaft wurde wieder einmal entdeckt und für Erholungszwecke genutzt. Nach 1968 wurden Becov und seine Umgebung ein beliebtes Urlaubsziel. Es gibt hier auch einige kleinere Unternehmen (z.B. Elektro). Auch die örtliche Forellenzucht hat sich einen guten Namen gemacht. 1974 wurde der Slavkovsky les und die ganze Becov-Gegend Naturschutzgebiet. Becov an der Tepla ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen in dieses Naturschutzgebiet. Ein grün markierter Wanderweg von Javorna nach Prameny führt durch die Stadt. Das heutige Becov ist sehr um ein neues, attraktives Image bemüht, um mehr Besucher anzulocken. Um das zu erreichen, hat man begonnen, die historische Stadtmitte zu renovieren. Sein Juwel, das Barockschloss, ist seit 1996 für die Öffentlichkeit zugänglich. Seit dem Sommer 1997 kann man hier auch das kostbarste Ausstellungsstück, den wertvollen Reliquienschrein St. Maurus aus dem 12. Jahrhundert, ein einzigartiges Kulturgut von europäischer Bedeutung aus romanischer Zeit, wieder besichtigen.