Der Bezirk Rokycany liegt im Ostteil von Westböhmen und ist von seiner Größe (573 km˛ ) und Einwohnerzahl her der zweitkleinste Bezirk der ganzen Tschechischen Republik. Er hat 68 Dörfer und 6 Städte – Rokycany, Mirosov, Hradek, Myto, Radnice und Zbiroh. Laut letzter Volkszählung im Jahre 1981 leben 47.800 Einwohner in dem Bezirk, von denen 23.024 aktiv im Berufsleben stehen.
Das Dorf Rokycany – was soviel heißt wie Menschen, die zwischen Wiesen und Weiden (rokyta) leben – entstand am Zusammenfluss vom Borecky und Padrtsky-Bach, die zusammen dann den Fluss Klabava bilden. Die erste Erwähnung dieses Dorfes stammt aus dem Jahre 1110, als es dem Prager Bischof gehörte, dem Besitzer von Rokycany in vorhussitischer Zeit. Bischof Tobias von Bechyne machte das Dorf Rokycany am Ende des 13. Jahrhunderts zu einer Stadt, die dann vom Nachfolger von Bischof Tobias zahlreiche Privilegien erhielt. 1406 erhielt Rokycany die
„große Freiheitsurkunde“, die bestätigte, dass die Stadt unter die Gerichtsbarkeit der Prager Altstadt fällt.
Einer der berühmtesten Söhne der Stadt war Meister Johann von Rokycany, der beim
Basler Konzil die Verteidigung der Hussiten übernommen hatte und der dann 1435 zum Prager Erzbischof gewählt wurde. König Vladislav kaufte in Jahre 1498 die Stadt den Svamberks ab. 1547 wurde der Stadt von König Ferdinand I. das Recht zur Erhebung von Zoll- und Wegegebühren verliehen. Seit 1557 war die Stadt ermächtigt, Landbesitz zu erwerben, 1584 wurde sie von Rudolf II. zur königlichen Stadt erhoben, nach Zahlung einer beträchtlichen Summe durch die Bürgerschaft. Nach der Schlacht auf dem Weißen Berg verlor die Stadt alle ihre Besitztümer, während des Dreißigjährigen Kriegs
wurde sie niedergebrannt.
Seine vorteilhafte Lage an wichtigen Handelsstraßen und der Bau eines Eisenwerks führten zu einem neuen Aufschwung. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in der Gegend Kohlevorkommen entdeckt und abgebaut, in der Gegend von Radnice entstand chemische und Glasindustrie. Vom wirtschaftlichen Standpunkt her ist die Region von Industrie geprägt, obzwar es hier auch Landwirtschaft gibt. Die traditionelle Industrie wird repräsentiert von dem Fahrradwerk Favorit und dem Hersteller von Plüschtieren Hamiro. Seit neuestem haben sich hier auch Zulieferer für die Autoindustrie niedergelassen.
Für die Besucher von Rokycany gibt es zahlreiche kulturelle und historische Denkmäler zu sehen, wie die Sägemühle aus dem Jahre 1505 unweit von Dobrivy, die gotische Friedhofskirche der Hl. Dreifaltigkeit aus dem Jahre 1609, die Kirche der Hl. Jungfrau im Schnee aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, eine barocke Pestsäule, das Rathaus aus den Jahren 1804 – 1805
im spätbarocken Stil und die gotische St. Jakobskirche in Zbiroh.