Wie kam der Wein nach Böhmen?
Die Geschichte erzählt etwa folgendes: Eines Tages unter der Regierung Karls IV. kam ein fremder König nach Böhmen. Wie bis heute üblich, waren Könige auch damals bemüht, sich bei Bewirtung und Unterhaltung ihrer Gäste zu übertreffen. Gegen Ende seines Besuchs wollte der fremde König sich bedanken und brachte als Geschenk einige Fässchen guten, starken Weines.
Karl IV. hatte Wein vorher noch nie getrunken (Anmerkung: dies erscheint in Anbetracht dessen, dass Karl am französischen Hof großgeworden war, eher unwahrscheinlich), jedoch er schmeckte ihm sehr. Er und sein neuer Freund tranken also drei Tage und drei Nächte lang, bis aller Wein, zu ihrem Leidwesen, ausgetrunken war. Also ging der fremde König traurig und mit einem Brummschädel seiner Wege und auch Karl brauchte drei Tage, um sich von dem Gelage zu erholen.
Während seines Katzenjammers dacht er die ganze Zeit über dieses Weinzeugs nach und kam zu dem Schluss, dass es eine verdammt gefährliche Sache sei. Als es ihm wieder besser ging, erließ er eine Verordnung, dass alle Bauern, bei denen die Voraussetzungen gegeben waren, Weintrauben anzubauen hätten, um daraus Wein herzustellen. Dann bestellte er große Mengen Weines für seine Armeen und befahl ihnen, Wein zu trinken bis zum Umfallen. Seine Erwägungen waren folgende: Wenn seine Soldaten die Wirkung von Wein nicht wirklich gut kannten, so hätte jede Invasionsarmee leichtes Spiel mit ihnen gehabt. Sie musste nur kommen,
die Weinfässer öffnen, und den rechten Augenblick abwarten, bis alle betrunken waren.
Dann konnten sie im Handstreich das ganze Land übernehmen. Das ist der Grund, warum Soldaten noch heute gern und viel trinken – nicht weil sie schlimme Saufköpfe wären, nein, nur um ihre Toleranzgrenze für Alkohol zu erhöhen, damit sie für den Fall einer Invasion ihr Vaterland retten können. Darum sollten Sie einem Soldaten auch immer einen Drink anbieten.
Die erste schriftlich belegte Erwähnung einer Weinherstellung in Böhmen geht auf das Jahr 276 zurück.
Damals hatte die siegreiche römische Legion Vindobona in einer mährischen Stadt Pläne zur Anlage von Weinbergen hinterlassen.
Später, 892 , wird Wein im Zusammenhang mit den Mythen um Borivoj und Ludmila erwähnt. Jedoch erst 1358 konnte der Weinbau unter der Schirmherrschaft von Karl IV. wirklich Fuß fassen.
Nach seiner Rückkehr von den Studien in Frankreich erließ er strikte Verordnungen, die den Weinbau und die Weinherstellung regulierten. In Prag traten diese Gesetze 1358 in Kraft und wurden später auf die anderen königlichen Städte ausgedehnt.
Etliche Jahrhunderte später, 1995, wurde ein Weinrecht eingeführt, das Weinregionen, Qualitätskontrolle und Weinklassifizierung festlegte.