Das erste aus Stein erbaute Theater in Prag was das Gebäude des Ständetheaters – ursprünglich „Nostitz-Theater“ genannt. Dieses Gebäude hat in den Jahren 1781 bis 1783 F.A. Nostitz im klassizistischen Stil erbauen lassen. Kurz nach seiner Eröffnung wurde das Theater weltberühmt.
Im Jahre 1787 fand hier Mozart’s Don Giovanni seine Uraufführung und hatte sofort großen Erfolg. Seitdem wurde Prag von Mozart geliebt und er schrieb einige Werke für die Prager. Noch eine weitere Mozart-Oper hatte ihre Premiere 1791 in diesem Theater, La Clemenza di Tito.
Die gebräuchlichste Sprache des Ständetheaters war Deutsch, doch wurde seit 1785 bis 1862 einmal in der Woche hier auch in tschechischer Sprache gespielt. Nach 1862 kam es wieder zu einer deutschen Periode, die bis 1920 andauerte. 1920 wurde das Ständetheater Teil des Nationaltheaters.
Die zentraleuropäischen Städte des 18. Jahrhunderts waren reich an attraktiven Theatern. In Prag fanden zwar viele Vorstellungen von Theaterstücken statt, meist jedoch nicht in Theatern, sondern in Gebäuden, die nicht für diesen Zweck gebaut waren, oder in den Privathäusern des Adels. Die Epoche der Aufklärung verlangte jedoch nach Universitäten und Theatern, die für die kulturelle Entwicklung als äußerst wichtig betrachtet wurden. Unter den Aufgeklärten gab es auch genügend Menschen mit beträchtlichem Reichtum, die das Theater gern unterstützen und fördern wollten.
Das prächtige Ständetheater wurde also schnell fertiggebaut. 1781 wurde der Grundstein gelegt und zwei Jahre später fand bereits die erste Vorstellung statt.. Antonin Haffenecker entwarf es im neoklassizistischen Stil. An der Stirnseite war zu lesen
"Patria et musa".
Für Vaterland und Musik, das umschreibt auch das Ziel des Gründers. Das Theater fand im 18. Jahrhundert viel Aufmerksamkeit besonders mit italienischen Opern. Sein ganzer Stolz gilt der Weltpremiere von Don Giovanni, die vom Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart selbst dirigiert wurde. Doch das Theater hatte noch mehr illustre Gäste. Anfang des 19. Jahrhunderts war dies der bekannte deutsche Komponist und Operndirektor Carl Maria von Weber, 1828 hatte hier der Geigenvirtuose Niccolo Paganini ein Konzert.
Das Repertoire des Theaters umfasst Werke der bekanntesten Komponisten von Opern wie Verdi, Donizetti, Rossini, Beethoven, Wagner etc. Seinen Glanzpunkt erreichte das Theater 1848 mit der Premiere von Bianca und Giuseppe oder Die Franzosen vor Nizza, geschaffen von dem böhmischen Komponisten J.B. Knittl nach einem Libretto von Richard Wagner. Diese Oper wurde drei Tage vor Ausbruch der Februarrevolution in Paris aufgeführt. Auch das Repertoire des Sprechtheaters konnte sich sehen lassen, es enthielt
die besten Dramen der damaligen Zeitgenossen Goethe und Schiller und anderer. Unter den Klassikern war Shakespeare besonders beliebt.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass außer den großen Dramen auch viel Durchschnittliches und auch leichte Unterhaltung zur Aufführung kam.
Das Ständetheater jedoch ist und bleibt ein
einmaliges architektonisches Monument. Außer den Theatern in Brno und Teplice sind alle Theater in Böhmen, die aus dem 18. Jahrhundert stammen, liquidiert oder komplett umgebaut worden. Das Ständetheater, das heute noch in seiner ursprünglichen Schönheit erhalten ist, ist auch deshalb bemerkenswert.