Der Weinbau in Roztoky hat, schon wegen seiner guten Lage, in Böhmen eine lange und gute Tradition.
Der erste Weinbauer war einer aus der Premysliden-Dynastie,
Fürst Borivoj, der mit seiner Gemahlin, der Heiligen Ludmila, in der Nähe ihrer Residenz im Jahre 870 die
Weinberge „Levohradecka“ und „Melnicka“ angelegt haben. Besonders der Weinberg „Melnicka“ wurde zum historischen Charakteristikum des böhmischen Weinbaues.
Nach der Bekehrung zum Christentum unter Svatopluk, bracht Fürst Borivoj große Mengen Wein nach Böhmen. Er macht auch bedeutende Schenkungen für die Einrichtung christlicher Gottesdienste einschließlich Altarwein und auch Weinstecklinge.
Ab dem 12.Jahrhundert wurde der Weinberg „Hradecka“ (Levohradecka) an die Benediktinerinnen vom ersten böhmischen Konvent im Prager Schloss übergeben, die ihn weiter bearbeiteten, bis ins 19.Jahrhundert. Heute erinnern nur noch lokale Namen wie „Nad a Pod Hradeckou Vinici“
(„Über und Unter dem Hradecka Weinberg „) an sein früheres Bestehen. Seine gute Lage macht eine Restaurierung erwägenswert.
Der zweitälteste Weinberg, der von der „Heiligen Gottesmutter“ wurde Ende des 10.Jahrhunderts vom ältesten böhmischen Benediktinerkloster „Brevnov“ in der Nähe von Prag angelegt. Das Kloster wurde 993 vom Hl. Adalbert, dem damaligen Bischof, gegründet.
Die Dynastie der Premysliden schenkte den Mönchen von Brevnov den Besitz in Roztoky. Unweit von Roztoky lag eine von Wassergräben umgebene Festung neben dem Uneticky Bach. Auf der anderen Seite des Baches, nach Prag hin, lag die Residenz des Erzbischofs. Sowohl die Benediktinerinnen vom Prager Schloss als auch die Mönche von Brevnov waren die ersten religiösen Orden im Lande. Sie wurden von den Fürsten der Premysliden mit Land und Bediensteten bedacht.
Der Weinberg der „Heiligen Gottesmutter“ lag an den Südhängen des Tales „Tiche Udoli“. Der Name hat sich über Jahrhunderte erhalten und prangt noch heute über dem Eingang zum Haus No. 81 – „Zur Gottesmutter“.
Im 14. Jahrhundert wurde der Weinberg von
Karl IV. erweitert und erstreckte sich fast über die Hälfte des Tales „Tiche Udoli“. Etwas weiter talaufwärts ließ er einen großen Teich, „Velky Rybnik“, anlegen, mit einem Damm, der bis heute erhalten ist. Flußabwärts gibt es eine Mühle und ein Weingut mit Traubenpresse und Weinkeller.
Aufzeichnungen aus dem Jahr 1453 sagen, dass nach dem Tod von Reinhard, einem prominenten Bürger von Prag, König Ladislaus Pohrobek die Festung Roztoky mit drei Weinbergen Friedrich von Donina zusprach. Die Weinberge sind in dem Vertrag bis 1623 verzeichnet, dann wurden sie von Karl von Liechtenstein erworben. In dessen Familienbesitz verblieben sie bis 1803.
Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde Landwirtschaft und Weinbau des Gutes von
David von Lhota, einem unternehmungsfreudigen Edelmann, vorangebracht. Er ist in der Levohradecky Kirche begraben. Mit
Wein aus Hradec und Roztoky wurde nicht nur das Schloss in Roztoky, sondern auch die Prager Burg, die Stadt Prag, die Klöster und das umliegende Land beliefert.
Die Geschichte sagt, dass der Weinbau Roztoky auch etliche Weinkeller im Tal „Tiche Udoli z.B. „U Vosahliku-Vacku“ am Leben erhielt. Ein Wein mit dem Namen „Isabela“ stammt aus dieser Zeit. 1970 versuchte ein örtlicher Lehrer,
Jan Simku, diese Weinsorte wieder neu anzubauen und es gelang ihm, nach drei Jahren wirklich auch Weintrauben zu ernten.
Roztoky, mit seinem Umland und das
Untere Moldautal haben eine mehr als tausendjährige Weinbautradition. Die Weinberge erstrecken sich vom Prager Viertel Weinberge – dem traditionellen Weinbaugebiet von Prag – über den Laurenziberg und die Südhänge der Prager Burg, über Troja, Podhor und Kralupy an der Moldau bis Tuchomerice, Okor und Budei. Im diesem Gebiet liegt in der Nähe von Libcice auch Dole, wo es seit tausend Jahren einen ergiebigen Weinberg gibt, der bis zum heutigen Tag Ertrag bringt.
Das erste Weinrestaurant in Roztoky wurde von Matej Vosahlik, dem Sohn des Bürgermeisters, noch vor dem ersten Weltkrieg in einem Haus in der Nadrazni-Straße eröffnet. Das Haus wurde 1950 abgerissen.
Das nächste Weinrestaurant entstand in den zwanziger Jahren im Keller des Hauses Nummer 81 – „Mala Sakura“.
Es gab im Gebiet von Roztoky und Zalov 18 Restaurants, darunter auch Weinrestaurants. Es gab hier auch zwei bekannte Hotels, das Maximilianka und das Sakura, die von der Bekanntheit der Region als Sommerfrische profitierten und dadurch sowohl für Tagesausflügler aus Prag als auch für internationale Gäste attraktiv waren. In Levy Hradec und Roztoky, die sowohl geschichtlich Interessantes als auch Naturschönheit zu bieten hatten, fanden sie eine Oase der Stille und Erholung. Auch nach dem zweiten Weltkrieg boomte in beiden Orten das Geschäft mit Urlaub und Erholung.
1953 nahm man die Renovierung des verfallenen Schlosses in Angriff. Zuerst wurde das Museum erneuert und 1967 wurde das Schlossrestaurant eröffnet.
In den neunziger Jahren erfuhren der Tourismus und das gesellschaftliche Leben in dieser Region einen neuen Aufschwung. Ebenso wurde auch die Weintradition neu belebt, als in dem
historischen Weinkeller im Tal „Tiche Udoli“ ein neues Weinrestaurant eröffnet wurde.