Ostböhmen, das sich vom Riesengebirge bis an die mährische Grenze erstreckt, ist der vielleicht böhmischste Teil von Tschechien, und das nicht etwa wegen der hier benutzten Sprache oder der
Anzahl historisch bedeutender Stätten. Dieser Teil von Böhmen war immer erfolgreich in der Bewahrung von Grundprinzipien böhmischer Geschichte, nämlich Widerstand zu leisten gegen das Antasten von Traditionen und gegen das Einführen neuer Trends.
Hier ist traditionell die Heimat alter Dorfchronisten und religiöser Fanatiker, gleichzeitig aber auch die Region, wo Renaissance und besonders Barock am eindrucksvollsten mit der böhmischen Umgebung verschmelzen. Die Burg Kost, die über dem Plakanek-Tal thront, mit dem zauberhaften Böhmischen Paradies im Hinterland, gehört ebenso zu Ostböhmen, wie die Stadt Hradec Králové (Königgrätz), die Stadt der Königswitwen, oder das
barocke Kuks von Mathias Braun, dessen Skulpturen unweit der Elbe, die von hier nach Jaromer fließt, eine Allee bilden.
Auch Litomysl, der Geburtsort von Bedrich Smetana, Vamberk und seine umgebenden Dörfer, die berühmt sind für ihre feinen Spitzen und die schönen Weihnachtskrippen, die heute noch von den Bewohnern aus Lindenholz geschnitzt und zu fantasievollen Szenen von Christi Geburt zusammengestellt werden, auch all dies ist Ostböhmen, ebenso wie das Erbe der Hussitenbewegung, literarische Gesellschaften und die Chöre der Böhmischen Brüder vor der Schlacht auf dem Weißen Berg, verbunden mit künstlerischer und musikalischer Tradition der Frömmigkeit der katholischen Jesuiten und der Glaube in die reinigende Kraft der Schönheit.
Ostböhmen ist die Region böhmischer nationaler Tradition, eine Region von Legenden und Märchen, die von Bozena Nemcová, der melancholischen Märchenerzählerin der böhmischen Literatur des 19. Jahrhunderts, erzählt werden. Es ist aber auch eine Gegend beeindruckender Landschaftsszenerien, touristischer Attraktionen und unendlicher Möglichkeiten zum
Wandern und anderen Sportarten in Riesen- und Adlergebirge. Diese gebirgigen Gegenden waren nie besonders reich, dafür ist aber ihre Umwelt grün und sauber geblieben. Im 17. und 18.Jahrhundert war die Region ein bevorzugtes Sommerfrischegebiet der Prager Aristokratie, weitab vom Gedränge und der Hitze der Großstadt. Schloss Jaromer, das von Musik durchdrungen ist, könnte viel über diese Zeit erzählen. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde es auch vielen Schriftstellern, Malern, Wissenschaftlern und Universitätsprofessoren zur Gewohnheit, mit ihren Familien den Sommer in den Bergen zu verbringen, wo es Ruhe, Bequemlichkeit und Erholung gab.
Die Rolle von Pardubice als wirtschaftlicher, administrativer, kultureller und gesellschaftlicher Mittelpunkt der Region hat sich über längere Zeit herausgebildet. Der historische Hauptplatz und die umliegenden Gassen, die vom Anfang des 16. Jahrhunderts stammen, bezeugen Pardubice’s Status als stattliche Residenzstadt. Die meisten Gebäude wurden im klassischen oder Barockstil erbaut.