Der erste Bericht über
Rychnov nad Kneznou stammt von 1258, als Hermann von Drholec das „von Rychnov“ zu seiner Unterschrift hinzufügte. Er war ein loyaler Anhänger des böhmischen Königs Premysl Otakar II. bei dessen Kämpfen mit dem ungarischen König Bela IV. Als Belohnung für seine Dienste erhielt er einen Besitz in der Flussebene der Knezna. Er gründete hier eine Kolonie und baute eine Burg zum Schutz. Bald wuchs die Kolonie zu einer Stadt heran. Wir wissen nicht, wie die Festung ausgesehen hat, wahrscheinlich bestand sie aus Holz und war nicht sehr groß. Während der Hussitenkriege waren beide Herren – Jan und Hynek von Rychnov auf Seite der Hussiten. Jan Junior unterstützte König Georg von Podebrad. Im Jahre 1497 wurde der Besitz an Wilhelm von Pernstejn verkauft, doch musste die Familie Pernstejn bald Teile des Besitzes wieder verkaufen, um ihre Schulden zu bezahlen. Nach dem Tode Albrecht von Pernstejns fiel Rychnov an den König. Ferdinand I., Maximilian II und Rudolf II. waren Herren auf Rychnov.
Im Jahre 1571 war die Festung in sehr schlechtem Zustand und Maximilian II ordnete Reparaturen an.1577 wurde sie an Burian Trcka von Lipa verkauft, der sie unbewohnbar fand und begann, flussaufwärts der Knezna ein neues Schloss zu bauen. Es war im Renaissancestil errichtet, doch kann man heute nur noch vermuten, wie es ausgesehen hat, denn es brannte einige Male ab und wurde wieder neu errichtet. Im Jahre 1784 beschloss Josef II., dort eine Brauerei zu etablieren. Damals gehörte es zu den ostböhmischen Brauereien. Die letzten Reste der Festung verschwanden, als man den Platz in die Pläne des Baues
des Kolowrat-Schlosses einbezog.
Burian Trcka von Lipa verkaufte sein Schloss bald nach Beendigung des Baues. Die neuen Besitzer – Die Familie Betengl – baute die gotische Kirche um, gründete eine Schule und machte sich um die Entfaltung des Handwerks verdient. Nachdem sie sich an der Revolte des Adels in den Jahren 1618 – 1620 beteiligt hatten, wurde ihr Besitz im Jahre 1623 komplett konfisziert. Danach wechselten die Besitzer einige Male, bis Franz Karl von Kolowrat es erwarb. Doch ihm sagte das Schloss nicht zu, es entsprach nicht seinen Vorstellungen von einer würdigen Repräsentation. Darum beschloss er, ein neues Schloss zu bauen. Tatsächlich war Franz Karl eine der bedeutendsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Er wurde zum Vermittler in den Friedenverhandlungen zwischen Polen und Schweden und er herrschte auch über Mähren. Etwas hundert Jahre später gab es nochmals eine bedeutende Persönlichkeit aus dem Geschlecht der Kolowrat – Franz Anton. Er war ein böhmischer Patriot, der, zusammen mit anderen, das Nationalmuseum in Prag mitbegründete und seine 35.000 Bände umfassende Bibliothek dem Museum überließ. Er wurde 1826 zum Innenminister ernannt und opponierte während seiner Amtszeit gegen die reaktionären Tendenzen Metternichs. Auch die Kirche wurde von ihm nochmals umgebaut, diesmal im neugotischen Stil – die damals in Böhmen die erste war in dieser Stilrichtung. Sein Nachfolger Johann Karl Krakovský von Kolowrat unterstützte böhmische Schriftsteller (z.B. auch Bozena Nemcová) und das Laientheater.
Das Schloss in Rychnov nad Kneznou ist ein Barockschloss aus den Jahren 1676 bis 1690. Das alte Renaissanceschloss ließ man stehen und machte es zum Bestandteil der örtlichen Brauerei. Im Jahre 1713 wurde es von
Johann Blasius Santini nochmals umgebaut: die ursprünglich nüchternen vier Flügel des Gebäudes erhielten eine neue Verkleidung mit Seitenflügeln, die Endachsen wurden durch neue Höfe und eine neue Kirchenfassade hervorgehoben , so dass sie zum ganzen Komplex passten. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Besitz von den Libstiens von Kolowrat erworben, denen es bis 1945 gehörte, als er dann verstaatlicht wurde.
Die Architektur des Schlosses: Der doppelstöckige Palast mit Arkaden im Erdgeschoss ist um einen quadratischen Hof gebaut. Der zweite Hof ist mit einem Brunnen bestückt, womit die erste Bauphase abgeschlossen war. Die Vorderfront wird vom Südwestflügel gebildet mit einem Tor in der Mitte. Hier sieht man das goldene Vlies und den Kolowrat-Adler als Dekoration über dem Hauptportal. Der Baumeister ist unbekannt, doch er muss zur norditalienischen Schule gehört haben.
Eine weitere Bauphase begann 1722. Der berühmte Baumeister Giovanni Santini baute ein weiteres Stockwerk, fügte zwei Ecktürme zum Hauptgebäude hinzu und vervollständigte das Bild mit einem französischen Garten, in dem zwei Pavillons mit einer Salla Terrena zu finden sind, die Wandmalereien mit Familienresidenzen der Familie Kolowrat zeigen. Die unteren Flügel zwischen den Türmen und der Hauptfront wurden durch Einfahrten unterbrochen. Das Schloss erhielt Zugänge zu einer Reithalle und zur Kirche. Bei dieser Gelegenheit erhielt die Kirche anstelle der gotischen eine barocke Fassade, was mit den Hauptachsen des Komplexes harmonierte und ihre Dominante ausmachte.
Auch
das Innere des Schlosses ist außerordentlich attraktiv, nicht nur wegen der Gemäldegalerie mit Meisterwerken aus dem letzten halben Jahrtausend. Die Räume sind mit ursprünglichem Mobiliar, flämischen Gobelins, venezianischen Lustern und Sammlungen von Wiener Porzellan und böhmischem Glas ausgestattet. In Einheit mit einer sehenswerten Bibliothek bilden sie einen außerordentlichen Komplex.