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Zamek Kratochvile, 384 11 Netolice, Tel.: 0338/324 380

Kratochvíle ist ein Renaissance-Sommerschloss, das in der einst morastigen südböhmischen Landschaft durch den letzten Herrn von Rosenberg Ende des 16. Jahrhunderts erbaut wurde. Es ist kein besonders anspruchsvoller Bau, wichtig eher als Verwirklichung des Villenbaustils der italienischen Renaissance im böhmischen kulturellen Umfeld. Es wurde auch nie Zeuge von revolutionären politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Ereignissen. Es diente eher als Erholungsstätte, wo die Magnaten und Köpfe der böhmischen Aristokratie und ihre Familien sich zur Unterhaltung und Zerstreuung bei einem Becher Wein oder zur Fuchsjagd in den umliegenden Wäldern zusammenfanden. Trotzdem gehört die Inneneinrichtung des Schlosses zu den kostbarsten Renaissance-Innenausstattungen im ganzen Land. Der ganze Komplex besteht aus dem Sommerhaus selbst, dem anschließenden Renaissancegarten, einer kleinen Kirche und den Befestigungsanlagen. Diese Befestigungsanlagen, die eine mehr dekorative Funktion haben, bestehen aus einem Wassergraben, einem verhältnismäßig niedrigem Bollwerk , das durch einige Bastionen verstärkt ist, und dem Einfahrtstor. Der Wirtschaftsflügel ist auch Teil der Befestigungen.
Das Interieur
Wie bereits gesagt, ist die Innenausstattung des Sommerschlosses eine der schönsten in Böhmen. Das Erdgeschoss hat eine Eingangshalle mit gerolltem Gewölbe, deren Wände mit Jagdszenen dekoriert sind. Der entsprechende Raum im ersten Stock hat ein Netzgewölbe mit Stuckverzierung. Die so genannte Goldene Halle ist der am anspruchsvollsten ausgeschmückte Raum des Schlosses. Sie hat ein gerolltes Gewölbe mit Stuckreliefs mit Rosenberg-Motiven und Motiven aus der römischen Geschichte und Mythologie. Der Name der Halle stammt von den reich vergoldeten Wandmalereien. Im ersten Stock gibt es eine weitere so genannte Kleine goldene Halle und Räume für den Herrn, drei Räume, die nach ihren ausdrucksvoll farbigen Wandmalereien der weiße, der blaue und der grüne Raum benannt waren - für seine Gemahlin – im linken Flügel des Schlosses und der gemeinsame Wohnraum mit reicher Stuckverzierung.
Ausstellungen
In Schloss Kratochvíle gibt es eine einmalige Ausstellung von Zeichentrick- und Puppenspielfilmen. Originalwerke von weltberühmten tschechischen Künstlern wie Jirí Trnka, Karel Zeman, Hermina Tyrlová und anderen sind hier zu sehen. Der zentrale Raum des Schlosses - die goldene Halle – wurde in ein märchenhaftes Königreich der Puppen und Marionetten verwandelt, andere Räume im ersten Stock sind den Puppenspielfilmen für Erwachsene gewidmet. Es gibt auch eine Ausstellung weltberühmter Karikaturisten im Wirtschaftsflügel des Schlosses. Indem hier ursprüngliche künstlerische Entwürfe, Drehbücher, Marionetten, Dekorationen und andere Sammelobjekte der bedeutendsten tschechischen Künstler auf diesem Gebiet vereint wurden, haben die Autoren der Ausstellung ein Monumentgeschaffen, das völlig einzigartig ist, selbst im europäischen Vergleich.
Geschichtliche und bauliche Entwicklung
Kratochvíle ist Teil der Grafschaft Netolice, die 1513 in die Hände der Herren von Rosenberg kam, als Peter von Rosenberg sie erworben hatte. An der Stelle des heutigen Schlosses stand damals ein Herrenhaus genannt Leptac, das seit 1569 dem Rosenberg-Regenten Jakub Krcín von Jelcany gehörte, dem bekannten Schöpfer des südböhmischen Fischteichsystems. Im Jahr 1577 baute der hier ein kleines Jagdschloss. 1580 tauschte er den Besitz mit Wilhelm von Rosenberg, der an böhmischen Renaissancebauten interessiert war, für die Stadt Sedlcany. Von 1583 bis 1589 baute Wilhelm hier sein Sommerschloss so, wie wir es heute sehen können. Der Baumeister war Baltasar Maggi von Ronio, der Stukkateur war Antonio Melani und die Wandmalereien stammen vom Hofmaler der Rosenbergs Jirí Widmann. Wegen des sumpfigen Geländes musste das Gebäude mit Eichenholz- und Erlenholzzapfen im Untergrund verankert werden.
Wegen seinen anspruchsvollen Lebensstils und großer Schulden musste Peter Vok, der letzte Herr von Rosenberg, große Teile seines Eigentums dem böhmischen König und römischen Kaiser Rudolf II. verkaufen. Noch vor Rudolfs Tod, während der Invasion der Passauer Armeen, wurde Kratochvíle schwer beschädigt. Nach dem böhmischen Krieg 1619 – 1620 wurde das Schloss von Kaiser Ferdinand II. an Ulrich Eggenberg gegeben. Zu dieser Zeit diente das Schloss tatsächlich nur für zeitweise Jagdaufenthalte. Im Laufe der Jahrhunderte wurden nur kleine bauliche Veränderungen vorgenommen. In den Jahren 1683 und 1696 wurden zwei neue Bastionen gebaut, das Einfahrtstor wurde 1684 gesenkt. 1696 wurde der Herrensitz Leptac abgerissen. 1762 wurde ein neues barockes Dach gelegt. Zu dieser Zeit was das Schloss bereits im Besitz der Schwarzenbergs, der letzten privaten Eigentümer.
Anfang des 19.Jahrhunderts wurde das Schloss zu Beamtenwohnungen umgebaut, die kostbaren Wandmalereien wurden als zu altmodisch überstrichen. Ab der Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es als Museum genutzt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es verstaatlicht, ausgedehnte Rekonstruktionen wurden hier erst ab 1950 ausgeführt.

Öffnungszeiten:
April und Oktober an Wochenenden und Feiertagen von 9.00 bis 16.00
Mai und September täglich außer Montag von 9.00 bis 16.00
Juni bis August täglich außer Montag von 9.00 bis 17.00
November bis März geschlossen

Fotogalerie

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